…………sollte es repariert oder zum Altpapier gegeben werden. Ist es ein Märchenbuch, an dem das Kind von damals nach 50 Jahren immer noch hängt, würde der Gang zum Papiercontainer schwerfallen. Aber auch interessante Lektüre wie die zwei Bände von Fritz Mühlenweg, einem Wegbegleiter von Sven Hedin, wäre zu schade für den Abfall.
Mühlenwegs zweibändiges „Jugendbuch“ In geheimer Mission durch die Wüste Gobierschien 1950 mit einem Vorwort von Sven Hedin und ist ein Roman, in dem der Autor viele Erlebnisse von seinen Expeditionen und Reisen in die Mongolei und durch die Wüste Gobi aus den Jahren 1927-1932 einfließen läßt. Längst wird es auch nicht mehr als Jugendbuch betrachtet, sondern ist inzwischen zum „All-Age-Klassiker“ mutiert.
Die Bücher waren nach Art der Zeit in Halbleinen gebunden, d.h. der Bucheinband bestand aus einem Leinenrücken und zwei Pappddeckeln. Die Pappdeckel waren kaschiert und die äußeren vorderen Deckel mit einem Bild versehen.
Dieses zweibändige Werk wurde mir mit losen, fast abgerissenen Einbänden zur Reparatur gebracht. Die Buchblöcke befanden sich in gutem Zustand.
Was gab es zu tun?
Zunächst trennte ich die Einbände von den Buchblöcken komplett ab und reinigte die Blockrücken. Anschließend wurden neue Vorsatzpapiere an den Block geleimt und die Rücken mit Gaze mit Gaze gefestigt.
Von den vorderen Einbanddeckeln wurden mit Wasser die Bilder abgelöst (wie man es beim Ablösen von Briefmarken macht), neue Ganzleinen Einbände hergestellt, die Buchblöcke eingehängt. Nachdem die Bücher in die Presse gelegen hatten, erhielten sie neue Rückenschilder.
Ein anderer Patient, den ich neulich auf dem Tisch liegen hatte, war eine Ausgabe von Grimms Märchen von 1954. Von der Erstbesitzerin geliebt, der Zweitbesitzerin mälträtiert, kam das Buch inzwischen wieder zurück in die Hände des Kindes von damals. In zwei Teilen. Der Buchblock war aus dem Einband herausgelöst, einige Seiten waren nicht mehr vorhanden, die schön bedruckten Vorsatzpapiere teilweise zerrissen und nicht mehr vollständig. Der Ganzleinen-Bucheinband sah – außer den zerrissenen Vorsätzen noch recht passabel aus. Hier habe ich mich im Wesentlichen darauf beschränkt, aus den Vorsatzfragmenten neue Vorsatzpapiere herzustellen, indem ich die alten, die schon mit Tesafilm geflickt waren, zusammenstückelte und auf Ingrespapier kopierte. Danach wurde der Buchblock in den alten Bucheinband eingehängt. Nun ist der Band wieder zum Lesen geeignet, wenn auch einige Seiten fehlen.
Ich wünsche den Besitzerinnen, dass sie noch viel Freude mit diesen Büchern haben.
Schön, dass du dir die Mühe mit diesen Pflegefällen machst. Ich habe auch den einen oder anderen Lieblings-Papierstapel zuhause – ein etwas verknicktes „Waldgasthaus zur Sonne“, ein etwas müffeliges „Es begann im Regen“ – zum Wegschmeißen viel zu schade! 🙂
Über müffelige Bücher hab‘ ich schon mal geschrieben: https://philipp1112.wordpress.com/2010/12/07/zwischen-den-seiten-der-mief-aus-alten-zeiten/
Vielleicht hilft es Dir.
Ich warte jetzt äußerst ungeduldig auf die Post. 🙂
Es ist schön, wenn man zu Schaden gekommene Dinge restaurieren kann.
Ha! Ich hopse bereits. Wie wunderbar!
Ich gebe zu, wenn ich solche Formulierungen lese wie trennte ich die Einbände von den Blöcken komplett ab, läuft’s mir kalt den Rücken runter Respekt vorm Können und Machen!
… und mit beschrifteten Rücken –! Hach.
Ich glaube, diese Ausgabe der Grimmschen Märchen kenne ich! … Die Illustration kommt mir sehr bekannt vor. Doch, mit der dürfte ich lesen gelernt haben.
ich glaube ich hätte da auch noch einen Problemfall für Dich, darf ich mal ?
Schick bitte mal ein Foto oder beschreibe die Defekte.
(Frage am Rande: der Link zu In geheimer Mission … führt zu nichts. Kommt das noch?)
Jetzt führt er zum Artikel von Ekkehard Faude.
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