In Hessen arbeiteten nie viele Windmühlen. Wasserkraft wurde weitaus häufiger genutzt. Nur drei Windmühlen existieren noch im Land. Davon sind zwei „importiert“ und im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach zu sehen, die dritte steht in Bad Nauheim, derzeit ohne Flügel und ihre Energie wurde zum Pumpen von Sole in ein Gradierwerk genutzt.
Die Mühlen im Hessenpark sind Kornmühlen, die aus Norddeutschland stammen und hier wieder aufgebaut wurden.
Die ältere der beiden Mühlen im Hessenpark wurde im Jahre 1822 in Borsfleth (Nähe Glückstadt/ Schleswig-Holstein) erbaut und im Hessenpark in den Jahren 1985/6 wieder aufgebaut. Vom der Art handelt es sich um eine Holländerwindmühle mit einer Galerie, von der aus die Flügel je nach Windrichtung gestellt werden können. Deshalb werden diese Mühlen auch „Galerieholländer“ genannt. Eine andere Bezeichnung für diesen Mühlentyp ist „Kappenwindmühle“. Die gesamte Kappe wird gedreht, wenn die Flügel in den Wind gedreht werden. Diese Mühle verfügt über zwei Mahlwerke. Manchmal gibt es Führungen und Vorführungen. Da aber zu den frühzeitig festgesetzten Terminen keine „Windgarantie“ gegeben werden kann, verfügt die Mühle über einen elektrischen Antrieb, nicht authentisch, aber der Mahlprozess kann so jederzeit gezeigt werden.
Die andere, eine nicht funktionfähige Bockwindmühle stammt aus Papenhorst, einem Ortsteil von Edemissen in der Nähe von Peine. Bei diesem Mühlentyp muss die gesamte Mühle mittels eines Sterzes in den Wind gedreht werden, eine schwere Arbeit. Die Mühle wurde 1869 erbaut, zu einer Zeit, in der auch in Deutschland zumeist Holländermühlen errichtet wurden, da die Effizienz letzterer höher war. Da diese Mühle jedoch nur eine Nebenerwerbsmühle war, nur wenige Tage im Monat beschickt wurde, hat sich der Erbauer wohl für die einfachere – und vermutlich kostengünstigere Bauart – entschieden.
Diese Bockwindmühle ist nur von außen zu betrachten.
Für Erwachsene kostet der Eintritt für das Freilichtmuseum Hessenpark 6 ,00 €.
Eine weiterer Mühlenbau, der allerdings nicht zum Mahlen von Getreide erbaut wurde sondern zum Pumpen von salzhaltigem Wasser (Sole) steht in Bad Nauheim an der „Langen Wand“, einem Gradierwerk, das zur Salzgewinnung aus Salzwasser diente. Die Mühle, deren Flügel mit Segeltuch bespannt waren, wurde 1747 erbaut. Nachdem bei einem Orkan im Jahre 1826 die Flügel zerbrachen, wurde entschieden, die Mühle nicht wieder zu reparieren. Die Kosten wären zu hoch gewesen. Die Kuppel des „Turmholländers“ wurde durch ein Schieferdach ersetzt. Seit nahezu 10 Jahren gibt es Initiativen, die Windmühle zu rekonstruieren. Vielleicht klappt es ja bis 2026, dem 200jährigen „Bestehens der Mühle ohne Flügel“. Jedenfalls ist der Turm zwischen den Gradierbauten IV und V seit langer zeit schon ein Wahrzeichen Bad Nauheims und Bestandteil der Liste hessischer Kulturdenkmäler. Der Turm ist innen nicht für Besucher zugänglich, aber das Gradierwerk ist in Betrieb.