St. Martin, Bambergs Marktkirche

In nur sieben Jahren ist diese Jesuitenkirche ab 1686  entstanden. Es ist die erste Kirche, die im Stil des fränkischen Barocks gebaut wurde, weitere – äußerliche Besonderheiten sind die unübliche Ausrichtung der Kirche mit dem Hauptaltar im Westen (üblicherweise sind Kirchen geostet) sowie die Fassade mit einem Risalitgiebel.

An Markttagen herrscht buntes, munteres Treiben vor der Kirche, doch im Inneren sieht es derzeit recht traurig aus. Wenige Meter hinter dem Eingang wird das Kirchenschiff einschließlich des Chors durch einen Bauzaun abgesperrt. Teile können sich von der Decke lösen, um Spenden zur Reparatur wird gebeten. Wer die eigentliche Schönheit der Kirche kennt, wird in dieser Zeit (Oktober 2012) enttäuscht sein. Zu hoffen ist, dass nach Beendigung der Bauarbeiten am Dom und Reparaturarbeiten an St. Michael auf dem Michelsberg Mittel zur Renovierung dieser Bamberger Kirche zur Verfügung stehen. So würde die fantastische Scheinkuppel sicherlich wieder richtig wirken und ein Blick in die Seitenkapellen wäre auch wieder möglich.

Scheinkuppel von Giovanni Francesco Marchini nach den Plänen von Andrea Pozzo über dem Vorraum des Chors von St. Martin in Bamberg

Werbung

Die Bamberger und ihr Gabelmoo

Recht respektlos sind sie, diese Bamberger. Den Herren auf dem eingezäunten Brunnen, den alten römischen Gott mit dem goldenen Dreizack, nennen sie Gabelmann, oder in ihrer oberfränkischen Mundart „Gabelmoo“. Hat Neptun das wirklich verdient, mit solch einem Nickname belegt zu werden?


Ich find’s gut! Im übrigen ist der Brunnen am Grünen Markt DER Treffpunkt, wenn man sich in der Stadt verabredet. „Dreff mer uns am Gabelmoo!“ heißt es in Bamberg – und das wohl schon seit 1566, so lange gibt es den Brunnen bereits.

Bedichtet ist er  vom Bamberger Mundartdichter Hans Morper (in: Heimat im Spiegel, Bamberg, 1994) – auch etwas respektlos:

Hei, do steht der Gobl-Mo!
Außn is a Gitter dro.
Inna drinna, aus vier Röhrn.
tonn sie a weng Wasser möhrn;
wenns glitzert in der Sunna,
dann merkst, des is a Brunna!

Und wer in der Nähe ein Brötchen kaufen will, geht zum Fuchs am Gabelmoo:

St. Michael und der Michelsberg in Bamberg

Es sind nur wenige Minuten zu Fuß vom Dom bis zur St. Michael Kirche – und doch ist es so, als ginge man von der einen in eine andere Welt. Der Dom, geräumig, hell oder gut ausgeleuchtet, sauber geputzt und aufgehübscht, stark besucht und mit Blitzlichtgewitter am Bamberger Reiter. Dagegen St. Michael, an vielen Stellen dunkel, fast düster zu nennen, eng und verstaubt wirkend.

Die St. Michael Kirche gehört zum Komplex des ehemaligen Benedektinerklosters, das dort zur gleichen Zeit wie der benachbarte Dom 1015 gegründet wurde.

Kurz nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde dort ein Spital eingerichtet, heute ist in einem Teil der Klostergeaäude ein Seniorenheim untergebracht, in anderen Räumen das Brauerei Museum,  das TaM (Theater am Michelsberg), eine Gaststätte und ein Café.

Die Klosterkirche St. Michael wurde nach einem Brand im Jahre 1610 zu verschiedenen Zeiten wieder aufgebaut und neu gestaltet. So stammt die barocke Außenfassade aus dem Jahr 1696. im Inneren fallen besonders die Deckenmalereien auf: Hunderte gemalter Pflanzen sind dort zu sehen. Sehr präzise Darstellungen, schlicht, unspektakulär und dennoch einzigartig.

Neben anderen Grabdenkmälern befindet sich hier auch das Grab des heiligen Bischofs Otto. Beeindruckend ist außerdem noch die große Anzahl der Kerzenleuchter.

Im Garten hinter der Kirche steht ein Kreuz, das zur Stadt ausgerichtet und nachts beleuchtet ist. Von dort führt ein Fußweg direkt zur Stadt hinunter.

Die Kirche ist heute eine Nebenkirche des Doms und fristet im Verhältnis zu ihm ein rechtes Aschenputtel-Dasein.

Jaume Plensa – Eight Poets in Bamberg

Jaume Plensa, Love – Hate – Spirit

Wer in diesem Jahr Bamberg besucht, lernt sie kennen: Die acht Poeten des spanischen Bildhauers Jaume Plensa. Sie sind nicht zu übersehen. Die Werke stehen an markanten Stellen der Stadt und sie sind nicht zu übersehen, acht Meter hoch, die Figuren aus Polyesterharz und Fiberglas sitzen auf einem Edelstahlrohr und nachts leuchten sie in sich ändernden Farben. Die Figuren sind 157×130 cm groß. Zu den ausgewählten Plätzen gehört die Obere Brücke vor dem Alten Rathaus, ebenso wie der Garten von St. Michael auf dem Michelsberg. Sie tragen eigenartige Namen (Sun-Moon-Earth an Alten Rathaus, Water-Fire auf dem Domplatz). „Er setzt sich seit vielen Jahren mit dem öffentlichen Raum auseinander. Es geht ihm um die Geschichte der Plätze, und es geht ihm darum, Orte zu schaffen, an denen sich Menschen begegnen“– so der Flyer der Stadt Bamberg.

Jaume Plensa, Sun – Moon – Earth

Nun, hier in Bamberg sind die Plätze Orte, an denen sich die Menschen auch schon vor der Installation der Eight Poets getroffen haben,aber das schmälert nicht die Bedeutung der Skulpturen in Bamberg.

Und am Interessantesten sehen sie bei Dämmerung aus, wenn die Poeten sich in  wechselnden Farben zeigen. Nur fotografieren lassen wollten sie sich von mir dann nicht.

Zu dem Flyer zur Ausstellung kommt man hier.

Jaume Plensa, Love – Hate – Spirit

Bamberger Herbst – Blick auf die Altenburg

Herbstlicher Hügel mit der Altenburg

Über 900 Jahre steht die Burg da oben auf dem höchsten Bamberger Hügel. Die Bausubstanz ist allerdings neueren Datums: Der Turm aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den ältesten Teilen. So wie sie heute dasteht ist sie überwiegend in der Zeit der Romantik erstanden (Anfang des 19. Jahrhunderts), letzte Ereweiterungen stammen aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Zu der Zeit entstand der Neubau des Palas.

Bewohner waren im 14. und 15. Jahrhundert die Bamberger Bischöfe, 1812 hat E.T.A. Hoffmann hier gelebt, nachdem er enige Jahre unten in der Stadt gewohnt hat – in dem Haus, das heute das E.T.A. Hoffmann-Museum beherbergt.

Es ist schon ein hübsches Bild, im Herbst bei Sonne von der Stadt zur Burg empor zu schauen, die auf dem höchsten der sieben Hügel gelegen ist.

Bamberg, die Siebenhügelstadt, auch das „Fränkische Rom“ wird sie genannt. Weniger vollmundig lesen sich jedoch die folgenden Zeilen (in hochdeutscher Übersetzung) des Bamberger Mundartdichters Gerhard C. Krischker:

Bamberg

Von wegen

auf sieben Hügeln

hinter

sieben Bergen

Der Rosengarten in Bamberg

Annähernd 5000 Rosen, in Buchsbaumhecken eingefaßt.

Dazu Skulpturen – puttenähnlich aus der griechischen und römischen Mythologie, Springbrunnen, alte Bäume.

Skulptur aus dem Jahren 1760/1 von Ferdinand Tietz

Viel Barock – von Balthasar Neuman strammt die Planung der Gartenanlage -, ein wenig Rokoko.

Rokoko-Gartenpavillon – Baumeister Johann Jakob Michael Küchel, dahinter die Neue Residenz

Ein herrlicher Blick über die Stadt und zum Michelsberg mit der Kirche St. Michael.

Michelsberg mit St. Michael

Ein paar Bänke, um all das zu genießen. Ein wirklich schöner Platz hinter der Neuen Residenz ganz nahe am Dom. Und Schneewittchen blüht noch im Oktober auf.

Schneewittchen

Zur Geschichte des Gartens: hier

Die Sammlung Ludwig Bamberg im Alten Rathaus von Bamberg

Nur einmal kurz reinschauen wollten wir. Die Sonderausstellung „Augenschmaus“, Bestecke aus dem Suermandt-Museum Aachen ansehen.

Griffe u.a. mit Bergkristall

Doch ebenso wie die Messer, Gabeln, Löffel aus dem frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert haben uns die recht umfangreiche Sammlung Straßburger Fayencen, Meißener Porzellans und den Erzeugnissen anderer deutscher und europäischer Porzellan- und Fayence-Manufakturen aus dem 18. Jahrhundert begeistert. Sehr gut ist der Unterschied der feinen Meißener Porzellan und der Malerei zu den doch recht groben Straßburger Fayencen zu sehen.
Darüber hinaus wird hier auch noch der Versammlungssaal des alten Rathauses gezeigt, denn das Gebäude ist nicht nur von außen sehenswert, auch die Möblierung und vor allem die Stuck verzierte Decke des Saales sind sehenswert.

Putte an der Stuckdecke des Rathaussaales, Allegorie „Erde“

Die Sonderausstellung ist nur noch bis zum 21. Oktober zu sehen, wo sie danach gezeigt wird ist mir unbekannt.
Es ist faszinierend, welche Materialien außer Silber und Eisen bzw. Stahl verwendet wurden: Porzellan, Holz, Elfenbein, Knochen, Horn, Bergkristall, Korallen, Bernstein und Gold.

Besteck mit Griffen aus Korallen

Das Naturkunde-Museum in Bamberg. Vom klassizistischen Vogelsaal bis zur Biodiversität in Entenhausen

Es ist nicht nur die Vielfalt der Vögel, die im Naturkunde-Museum gezeigt wird und beeindruckt, es ist auch der Vogelsaal, der berühmt und faszinierend ist. Saal und Möblierung sind weitgehend im klasszistischen Stil und in weißer Farbe gehalten.

Der Vogelsaal wurde 1810 errichtet und eingerichtet, inzwischen mehrmals umgestaltet und renoviert. Die weißen Vitrinen, in denen die Vögel aus aller Welt gezeigt werden, dominieren beim Betreten den Raum. Während im Erdgeschoss in den mittleren Vitrinen die europäischen Vögel, an den Seiten die Exoten gezeigt werden, sind auf der Galerie des zweigeschossigen Raumes neben den exotischen Singvögeln auch Schnecken, Fische, Amphibien Reptilien und weitere wirbellose Tiere ausgestellt. Außerdem befindet sich auf der Galerie das Pomologische Kabinett, eine Sammlung von Obstsortenmodellen. Diese sind als Hohlkörper geformt und sind mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. Sie zeigen Obstsorten, die heute weitgehend als verschollen gelten.

Alte Birnensorte

Und dann gibt es hier noch die „Würzburger Lügensteine“, künstlich hergestellte Fossiliensteine von 1725. Diese wurden von Kollegen einem geschätzen Gelehrten gezeigt, der sie als uralt klassifizierte und dazu seine wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichte. Peinlich für den Wissenschaftler, trotzdem wurden „Entdeckungen“ nach dem Bekanntwerden des „Skandals“ vom Fürstbischof und Regenten Franz Ludwig für das Museum übernommen. Wohl als Mahnung an die Wissenschaftler, sorgfältig zu arbeiten.

Gefälschte „Versteinerungen“

Neben dem Vogelsaal und den klassischen Exponaten, die so ein Naturkundemuseum aufzuweisen hat, ist bis zum 31. Dezember 2012 die Sonderausstellung „Biodiversität in Entenhausen – Tiere aus einer parallelen Welt“ ein besonderer „Knaller“. Hier wird Flora und Fauna gezeigt, wie sie die Schöpfer von Entenhausen in der Welt Donald Ducks erschaffen haben. Nicht nur der Gurkenmurkser ist hier beschrieben und bildlich festgehalten, sondern auch die Große Seeschlange, das Latschpferd, der Laternenfisch und viele andere eigentümlichen, seltsamen Geschöpfe.

Ausschnitt aus der Entenhausener Fauna

Besonders angetan war ich von diesem kleinen Gesellen, mutmaßlich ein naher Verwandter der von Prof. Grzimek beschriebenen Steinlaus: