Es war einmal ein Setzkasten, eines der ersten Geschenke an meine Freundin vor ca. 36 Jahren. In der Zeit waren diese Kästen gerade in Mode und wurden zahlreich angeboten, weil die Druckereien den Bleisatz nicht mehr brauchten und ihre Schränke mit den Kästen los werden wollten. Das schwarz gebeizte Möbel war dann mehrere Jahre Aufbewahrung für exotisch Münzen, ererbten Schmuck, Klein- und anderen Krimskrams, bis er für etwa zwei Jahrzehnte im Keller zwischen Umzugskisten verschwand. Kürzlich hatte die damalige Freundin die Idee, ihn in eine Pinnwand umzugestalten. Dazu wurde er zunächst weiß lackiert und die Felder zwischen den erhabenen Hauptstegen mit hübschen Papieren gefüllt, die auf Buchbinderpappe geleimt wurden.
Das einfarbige Papier ist ein handgeschöpftes Papier aus Seidelbast (Lokta) eingefärbt mit dem Extrakt bengalischer Indigo-Pflanze. Bei dem blau-weiß gemusterten Bezugspapier handelt es sich um ein florentinisches Buntpapier, Kachel blau genannt. Gummibänder ermöglichen ein Anstecken von verschiedenen Dingen wie Fotos, Postkarten oder Notizen. Einige Teil haben wir aber auch mit Heftzwecken an unserer neuen „Pinnwand“ befestigt.
Meine damalige Freundin – seit vielen Jahren meine Frau – hat sich nun ein zweites Mal über ihren Setzkasten gefreut. Und die kleine Medaillonuhr von der Großmutter hat bereits beim ersten Mal darin gelegen.