In Kommentaren zu meinem Beitrag über die Vermehrung von Buchsbaum, berichten Leser von explodierenden Samenkapseln und daraus hervorschießenden Samenkörnern, die bis zu 5 Meter weit fliegen. Ich selbst hatte das Phänomen beim Buchs noch nicht beobachtet, allerdings schon derartiges bei Ginsterschoten und deren Samen erlebt.
Durch einen kuriosen Zufall bin ich jetzt wieder auf auf die „schießenden Samen“ gestoßen. Als ich mit meiner Enkeltochter Sticker in das REWE-Buch Unsere Wunderwelt einklebte. Das Buch beinhaltet neben dem Platz für die Sticker und die Beschreibung der Tiere, Pflanzen und Naturereignisse auch Fragen und Antworten aus diesen Bereichen. Und eine davon, die auch gleich beantwortet wird, ist:
Da kann man sehen, zu was eine Kundenbindungs-Marketing-Masche gut sein kann. Andererseits: Was für Kinder interessant ist, davon können wir Erwachsene manchmal auch noch lernen.
Nun hatte mich das Phänomen gepackt und ich überlegte, ob es da nicht einen Fachbegriff dafür geben würde. Es gibt ihn: Ballochorie, die Ausbreitung von Pflanzensamen durch Schleudermechanismen, wobei die Ballochorie eine Unterform der Pflanzenausbreitung ist, aber auch noch weiter unterteilt wird. Der Buchsbaum gehört demnach zu den Xeroballochoren (Austrocknungsstreuern), zu dieser Guppe zählen auch Hülsenfrüchtler wie bestimmte Erbsen- und Bohnenarten Ginster und Lupinen sowie Storchenschnabel, Akelei und Wolfsmilch. Buchsbaum habe ich allerdings nicht erwähnt gefunden. Meiner Ansicht gehört er aber auch in diese Gruppe.
Doch damit nicht genug der Kuriositäten.
Andere Pflanzen verfügen über ander Schleudermechanismen. Das sind die Hygroballochoren (Saftdruckstreuer). In Wikipedia wird beschrieben, dass es bei diesen Pflanzen (z.B. Spritzgurke und Springkraut) mit der Fruchtreife zu einem Anstieg des Zellsaftdrucks kommt, die Wände der Frucht anschwellen, um dann schließlich explosionsartig aufzureißen. Auch bei diesem „Verfahren“ wird der Samen meterweit herausgeschleudert.
Und dann hat mich noch interessiert, was es sonst noch für Ausbreitungsarten für Samen gibt oder wie sie heißen. Unter dem Stichwort Myrmechorie gibt Wikipedia auch hier Auskunft und verlinkt mit anderen Arten wie Zoochorie mit den Unterarten Endochorie, Epichorie Ornithochorie und bereits erwähnte Myrmekochorie, womit die Ausbreitung der Samen durch Ameisen bezeichnet wird – auch faszinierend.
Andere Begriffe wie Anemochorie (Ausbreitung durch Wind), Hydrochorie (Ausbreitung durch Wasser), Hemerochorie (Ausbreitung durch Menschen – auch mit mehreren Unterarten) oder Autochorie (Selbstausbretung) sind bekannt, auch wenn die Termini mir bisher noch nicht geläufig waren. Vielleicht hätte ich im Biologieunterricht besser aufpassen sollen.
Die Ausbreitung von Samen – ein schier unerschöpfliches Thema – oder ein Teil unserer Wunderwelt.
Quellen:
Wikipedia
Unsere Wunderwelt (REWE)