Die Rettung der Weimarer Aschebücher

IMG_1148.JPG

Ein Brand hat im September 2004 große Teile des Bestands an Büchern, Handschriften, Inkunabeln, Globen und Landkarten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar vernichtet oder stark beschädigt.

Seit einem Jahr kann im Erdgeschoss der wiedererbauten Bibliothek an 60 Exponaten betrachtet werden, welche Zerstörung Feuer, Wasser, Löschschaum und giftige Gase  an Büchern, Schriften und Noten angerichtet haben und wie es gelungen ist, große Teile des beschädigten Bestandes zu sichern, zu reinigen und zu restaurieren. „Restaurieren nach dem Brand“ ist der Titel der Ausstellung.

Besonders hat mich ein Film über die Restaurierung angebrannter Bücher – Aschebücher genannt – beeindruckt, der auch über Youtube zugänglich ist: Die Rettung der Weimarer Aschebücher.

Die Besichtigung dieser Ausstellung im Renaissancesaal der Bibliothek ist kostenlos und kann ohne Voranmeldung geschehen

Um den Rokokosaal mit den alten Buchbeständen zu besichtigen, ist es ratsam, Eintrittskarten rechtzeitig vor einem geplanten Besuch zu bestellen. Vorlaufzeit: 4-6 Wochen. Einige Karten werden auch um 9:00 Uhr für den jeweiligen Tag an der Kasse der Bibliothek verkauft.

Als Hobbybuchbinder hat mich die kleine Ausstellung über das „Restaurieren nach dem Brand“ begeistert, bei der der verheerende Schaden und dessen geniale Aufarbeitung gezeigt wird. Und jedem Bücherfreund und Interessiertem am „Kulturgut Buch“ wird es vermutlich ebenso gehen wie mir.

Die Stulpenschachtel – auch Schachtel mit Hals genannt

Einfache Stulpenschachtel

Einfache Stulpenschachtel

Die einen nennen sie Stulpenschachtel, die anderen Schachtel mit Hals. Der Schwierigkeitsgrad für Hobby-Schachtelbauer wird als „mittelschwer“ bezeichnet. Der Unterschied zu einer Schachtel mit Stülpdeckel (Schuhkarton) ist, dass der Deckel bei dieser Schachtel bündig mit dem Unterteil abschließt. Die Grundflächen von Schachtelunterteil und Deckel sind dabei gleich.

Es gibt verschiedene Anleitungen, diese Art Schachtel herzustellen. Wichtig ist dabei, dass nach Zusammensetzen der Schachtel „Luft“ in Form einer dünnen Pappe eingesetzt wird. Ich setzte anschließend eine etwas kleinere Schachtel – die Stulpe -, in den Fotos farblich abgesetzt, in die äußere Schachtel und leime die Böden aneinander. In manchen Anleitungen wird ohne „Luft“ gearbeitet. Das bewirkt meistens, dass der Deckel schwer aufzusetzen oder abzunehmen ist. Daneben gibt es Anleitungen, bei denen die „Hälse“, d.h. die inneren Seitenwände einzeln eingesetzt werden.

Ich habe mit meiner Methode die besten Ergebnisse erzielt. Und ob der Grundriss quadratich oder eckig ist, wie hoch die Schachtel ist, das kommt auf den Verwendungszweck an. Auch das Verhältnis von Höhe Schachtel/ Höhe Deckel kann variiert werden, ebenso die Höhe der Stulpe. Neben der einfachen Stulpenschachtel mit getrenntem Unter- und Oberteil, ist es auch möglich, eine Schachtel mit angesetztem Deckel zu bauen.

Stulpenschachtel mit angehängtem Deckel

Stulpenschachtel mit angehängtem Deckel

Ein Schuber für ein Konvolut feiner Hefte einer bibliophilen Edition von Kriminalgeschichten

P1000081Ein feiner kleiner  Verlag – der Basse & Lechner Verlag – hat von 1999-2008 acht Kriminalgeschichten von bekannten Kriminalautoren veröffentlicht. Die Reihe trägt den Titel edition CrimeLetters und beinhaltet so großartige Geschichten wie „Der entwendete Brief“ von Edgar Allen Poe und meine Lieblings-Kriminalgeschichte „Die Spezialität des Hauses“ von Stanley Ellin.

Aber nicht die Zusammenstellung der Titel ist das Reizvollste an diesen Heftchen, sondern die gelungene Auswahl von Typographie, Papier und die Gestaltung. „Vater“ dieser Edition ist Herbert Lechner, der diese Reihe herausgab und für die Auswahl von Papier und Schrift verantwortlich zeichnete. Dazu gehört auch eine ausführliche Beschreibung der jeweils verwendeten Schriften, ihre und die Geschichte der Gestalter, den Typographen. Mir ist keine andere Edition der Kriminalliteratur bekannt, in der diese drei Komponenten – außergewöhnliche Geschichten und Fälle, die haptische Wahrnehmung der Materialien und die Gestaltung durch Schrift und graphische Elemente – so kongenial im Einklang stehen.

P1000083Von jedem dieser 8 Bände wurde 1000 bis 1300 hergestellt, davon gelangten zumeist 300 Exemplare in den Handel. Der Rest war größtenteils eine kleine, feine Aufmerksamkeit für die Kunden und Freunde des Verlags und der Werbeagentur Basse und Lechner. Inzwischen sind die Werke teilweise nur noch schierig zu bekommen und beim Verlag vergriffen. Ich schätze mich glücklich, dass meine Sammlung komplett ist.

Was lag näher, als eine angemessene Aufbewahrungsmöglichkeit dafür zu schaffen.

Ein passender Schuber aus 3 mm starker Graupappe, bezogen mit Buchbinderleinen und einem kräftigen handgefertigten Marmorpapier (Barbara Glowatzki, Jemgum) beherbergt und bewahrt nun diese besonderen Schätze.

P1000087

Koptische Bindung – Seltene Buchformen Teil 6

Koptische  Mönche  haben in Ägypten bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. Bücher gebunden. Dabei wurden die Lagen durch Verschlingen des Heftfadens aneinandergefügt und mit den Buchdeckeln verbunden. Auf einen Buchrücken wurde bei dieser Bindeart verzichtet. Dass derartige Bücher  recht dekorativ aussehen, war sicher nicht der Grund, sie  so herzustellen. Vielmehr haben diese Bücher den Vorteil, dass sie ganz flach aufgeschlagen werden können. Zudem wird der Buchblock nicht verleimt.

Während diese christlichen Mönche vorwiegend Gebetsbücher mit dieser Bindung herstellten, wird heute diese Methode nur noch von wenigen Handbuch- und Hobbybuchbindern angewendet, um Fotoalben, Notizbücher oder andere kunsthandwerkliche Bücher herzustellen.

Etui für Stifte & andere Kleinigkeiten

Kleinigkeiten so aufzubewahren, dass ich sie auf Anhieb wiederfinde, ist manchmal gar nicht einfach. Oft gehen sie unter im Chaos von ungeordneten Schubladeninhalten.  Ein schönes Etui, in dem ich mehr als drei Stifte aber nicht so bieder wie in einem Schüleretui transportieren kann, so etwas habe ich gesucht.

Pappe, Papier, Leinen, Leim und Lederschnur oder Magnet und die Maße nach Anleitungen aus dem Internet adaptiert auf meine Vorstellungen, ein bißchen Geduld und Geschick – und fertig waren Etuis in zwei Grundformen.

Jedenfalls gab es Etuis für die ganze Familie, ob sie nun wollte oder nicht:

Aufbewahrungsschachtel für besondere Dinge

Vogeleier, gesammelt in einer Schachtel, die mit einem Papier bezogen ist, das die Buntpapier-Künstlerin, Tanja Karipidis  so beschreibt:

„Papier in Sprenkeltechnik, der Musterung eines Turmfalkeneies nachempfunden“

Diese Schachtel, in der selbstverständlich auch andere Dinge aufbewahrt werden können, habe ich vor Kurzem gewerkelt.

Das Papier brachte mich jedoch auf die Idee, die verschiedenen Eier, die sich bei uns angesammelt hatten und in Schubladen herumlagen, zusammen aufzubewahren.


Papiere mit den Mustern anderer Eier, z.B. Wachtel oder Kiebitz, gibt es von Tanja Karipidis ebenfalls. Auf welchen Märkten die Papier angeboten werden, ist ebenfalls unter http://www.buntpapier.eu zu erfahren.

Außer dem Buntpapier habe ich die folgenden Materialien verwendet:

Graupappe 2 mm

Ingrespapier

Buchbinderleinen

Dispersionskleber (Planatol Elasta N)

Setzkasten in neuem Gewand

Es war einmal ein Setzkasten, eines der ersten Geschenke an meine Freundin vor ca. 36 Jahren. In der Zeit waren diese Kästen gerade in Mode und wurden zahlreich angeboten, weil die Druckereien den Bleisatz nicht mehr brauchten und ihre Schränke mit den Kästen los werden wollten. Das schwarz gebeizte Möbel war dann mehrere Jahre Aufbewahrung für exotisch Münzen, ererbten Schmuck, Klein- und anderen Krimskrams, bis er für etwa zwei Jahrzehnte im Keller zwischen Umzugskisten verschwand.  Kürzlich hatte die damalige Freundin die Idee, ihn in eine Pinnwand umzugestalten. Dazu wurde er zunächst weiß lackiert und die Felder zwischen den erhabenen Hauptstegen mit hübschen Papieren gefüllt, die auf Buchbinderpappe geleimt wurden.

Das einfarbige Papier ist ein handgeschöpftes Papier aus Seidelbast (Lokta) eingefärbt mit dem Extrakt bengalischer Indigo-Pflanze. Bei dem blau-weiß gemusterten Bezugspapier handelt es sich um ein florentinisches Buntpapier, Kachel blau genannt. Gummibänder ermöglichen ein Anstecken von verschiedenen Dingen wie Fotos, Postkarten oder Notizen.  Einige Teil haben wir aber auch mit Heftzwecken an unserer neuen „Pinnwand“ befestigt.

Meine damalige Freundin – seit vielen Jahren meine Frau – hat sich nun ein zweites Mal über ihren Setzkasten gefreut. Und die kleine Medaillonuhr von der Großmutter hat bereits beim ersten Mal darin gelegen.