Rosie Sanders: Überwältigende Blüten

Letztes Laub fällt von Büschen und Bäumen, Rosen zeigen nur noch wenig Pracht. Die Christrose treibt erste Knospen. Es ist Spätherbst. Doch:

Herrliche Blüten finde ich bei Rosie Sanders: Überwältigende Blüten, im großformatigen Buch mit Aquarellen, zum Teil doppelseitig.

img_1447

Als ich das Buch zum ersten Mal aus der Ferne sah, hielt ich es für einen Fotoband. Die Tulpenblüte auf dem Schutzumschlag wirkte so natürlich in Form und Farben, dass ich erst bei genauem Hinschauen erkannte, dass es sich um die Abbildung eines Aquarells handelt. Das Original misst 102 x 124 cm, es ist eine beliebte Größe der Werke von Rosie Sanders, von denen selten eins unter einem Quadratmeter groß ist. Das gibt der Künstlerin die Möglichkeit, feine Strukturen und Formen dazustellen, gleich, ob es sich um Blüten von Wildblumen handelt oder um Blüten von Orchideen, Tulpen oder der schwarzen Iris. Die Pracht der Blüten wird jedoch nicht nur an den „edlen“ Orchideen, Tulpen, Amaryllen und Lilien gezeigt, sondern ebenso an Rittersporn oder Anemonen. Auch sind es nicht nur Blüten, die zu bewundern sind. Die Struktur der Blätter einer Bananenstaude oder von verholzenden Bambusstangen weisen ebenfalls darauf hin, wie detailliert aquarelliert werden kann.

Einzig Rosenfreunde könnten ein wenig enttäuscht sein, denn Vertreter der Familie der Rosaceae sind unter den zahlreichen Abbildungen zwar auch zu finden, allerdings nur in wenigen Exemplaren. Bei der zahlreichen Rosen-Literatur sollte das jedoch zu verschmerzen sein. Gar nicht vorhanden sind symmetrische Blüten, wie wir sie von den Pompons vieler Dahlienarten kennen. Offenbar liegt der Reiz für Rosie Sanders in der freien Form, die oftmals wild erscheint. Und das ist ein weiteres begeisterndes Element dieser herrlichen Aquarelle.

Für mich ist es eines der schönsten Bildbände mit Darstellungen von Blüten und Blumen. Ein „Coffee Table Book“, das bereits einige Zeit auf unserem Couchtisch liegt und an dem ich mich immer wieder begeistern kann.

– 0 –

Das Buch ist im Elisabeth Sandmann Verlag, München erschienen. Neben den zahlreichen Abbildungen enthält es ein Vorwort von Rosie Sanders, Andreas Honegger hat eine Einleitung und die erklärenden Texte verfasst. Am Ende des Buches befindet sich ein Werkeverzeichnis, ein botanisches Verzeichnis der abgebildeten Pflanzen sowie einige Literaturhinweise.

Und „last but not least“ liegt dem Buch noch ein Druck bei, Titel „A Sweet Disorder“, mit einem herrlichen „Durcheinander“ von sieben verschiedenen Tulpenblüten.

Rita Rosen: Die Harfenfichte

IMG_0891 Rita Rosen hat vieles auf der Welt gesehen: das Empire State Building, nebelumhüllt und unter blau-weißem Himmel, eine zerbeulte alte Zinkbadewanne als Kunstwerk in Wiesbaden, alte Heiligtümer, Statuen der griechischen Mytologie, Personen mit seltsamem Verhalten und selbstverständlich auch die Harfenfichte in ihrer Heimat, der Eifel. Darüber und über andere Begegnungen wie die mit Menschen, Ruinen, der machthaltigen Sustanz namens Wasser hat sie geschrieben. Begebenheiten aus ihrer Kindheit bis heute.

Sie erzählt es in einer für die meisten von uns ungewöhnlichen Form, dem Haibun. In diese Schilderung wahrer Erlebnisse wird ein Haiku eingebunden, jene japanische Gedichtform, die in drei Zeilen und in der klassischen Form 17 Silben umfasst. Dieses Büchlein enthält zudem noch einige Haiga, Bilder, die verwoben sind mit einem Text, hier jeweils mit einem Haiku von Rita Rosen, die Bilder und die Bildgestaltung sind von Eva van der Horst.

Die Erlebnisse, Begegnungen und Erfahrungen hat Rita Rosen in kurzen Geschichten beschrieben, die teilweise zum Schmunzeln verführen, teilweise lange im Kopf nachhallen und nachdenklich stimmen. Stets sind sie geprägt von der Empathie und der Sichtweise der Autorin. Beim Lesen lernen wir völlig neue Aspekte des Betrachtens und der Erinnerungen kennen, aber auch solche, die der eine oder andere schon einmal genau so erfahren hat. Das ist zugleich das offensichtlich Menschliche aber auch die subjektive Distanz zum Gegenstand der Betrachtung.

Es fasziniert, weil mit wenigen Worten so viel gesagt wird. Das trifft auf den schlichten Stil der Erzählung ebenso zu wie auf die darin eingebetteten Haikus. Die Haiga sind zudem die I-Tüpfelchen des Buches und in meiner Umgebung von einer Seltenheit, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe.

Eines der schönsten und von den Inhalten wertvollsten Geschenke, die ich je erhalten habe.

Erschienen ist DIE HARFENFICHTE von Rita Rosen mit den Haibun und den in Kooperation mit Eva van der Horst hergestellten Haiga im Engelsdorfer Verlag, dessen vordere Umschlagseite bereits das erste Haiga zeigt:

IMG_0891-001

Ausschnitt der Umschlagseite, Bild und Gestaltung: Eva van der Horst, Haiku: Rita Rosen

Wieder zur Schule gegangen

Einmal im Jahr gehe ich zur Schule, im Freilichtmuseum Hessenpark. Die erste Strophe eines Wanderlieds stand in diesem Jahr an der Tafel:

IMG_0787

In ein paar Tagen ist wieder Wandertag. Die monatliche Wanderung mit der Rentner-Pensionärs-Wandergruppe unserer Gemeinde. Wenn ich das Lied bis dahin gelernt habe, werde ich es meinen Mitwanderen vorsingen. Den vollständigen Text und die Noten habe ich mir schon angeschaut.

(Nach kurzer Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, auf das Singen zu verzichten. Ein moderner Troubadix möchte ich nicht sein)

 

 

Claudia Zentgraf: Die Entdeckung der Neuen Welt

IMG_0628Zwölf Jahre ist Antonio alt, als er vom Vater aus seinem Dorf in Spanien zu einem Onkel nach Venezuela geschickt wird. Der Gutsherr Senor Valdez, bei dem der Vater arbeitete, war in seinem Haus verbrannt. Antonios Vater hatte keine Arbeit mehr und viele hungrige Mäuler zu stopfen. Da mußte der Älteste auswandern, sollte auf der Hato des Onkels Arbeit und sein Glück finden.

Im Juni 1799 verläßt er mit der Pizarro den spanischen Hafen La Coruña. Mit an Bord ist Alexander von Humboldt, der auf diesem Schiff zu seiner großen Forschungsreise nach Amerika startet. Antonio lernt den bedeutenden Forscher und dessen Begleiter Aimé Bonpland kennen. Der Junge wird von Alexander von Humboldt als Helfer für die Forschungsreise angeheuert, das große Abenteuer beginnt für Antonio. Er darf von Humboldt bei den Messungen mit modernsten Instrumenten wie Sextanten, Längenuhr und wertvollen Thermometern unterstützen, bei den Ausflügen an Land die unzähligen Pflanzen sammeln, die die Forscher von ihrer Expedition zurück nach Europa bringen (Anmerkung: Es sind über 60.000 Arten, von denen über 6.000 erstmalig beschrieben werden).

Diese Forschungsreise, die mehrere Jahre von 1799-1804 dauert, und aus mehreren Expeditionen besteht, ist die Grundlage der abenteuerlichen Erlebnisse von Antonio. Zunächst machen sie halt auf Teneriffa, wo von Humboldt den Pico del Teide besteigt und die verschiedenen Vegetationszonen registriert.

Die erste Expedition führt Antonio mit den Forschern zumeist durch Venezuela. Sie befahren dabei den Orinoco und den Rio Negro, weisen dabei die Gabelteilung (Bifurkation) des Orinokos, durch die der Orinoko einen Teil seines Wassers an den Rio Negro abgibt. Der kleine Helfer ist auch dabei, als es über Havanna zur nächsten Expedition von Cartagena nach Lima geht und bei der dritten Expedition in Mexiko. Viele Abenteuer erlebt er an der Seite der Forscher, ein ganz anderes leben, als ihm vorgezeichnet war.

Schließlich nimmt die Reise für Antonio ein gutes Ende. Die Tasche, die er einst von Senor Valdez geschenkt bekommen hatte, beinhaltet einen Schatz. Deswegen war er auch einen Großteil seines Weges von einem üblen Ganoven verfolgt worden, der ihm die Tasche entwenden wollte, aber Dank der Reisen mit von Humboldt konnte sich Antonio dem Verfolger entziehen.

Es ist ein Abenteuerroman, den Claudia Zentgraf aus der Perspektive des Antonio geschrieben hat. So erlebt der Junge, der sich während der fünfjährigen Reise zum Mann entwickelt, sowohl sein eigenes persönliches Schicksal aber insbesondere auch die lebensgefährlichen Expeditionen  Alexander von Humboldts bei dessen amerikanischer Forschungsreise.

IMG_0629Wenn auch die „Leser-Zielgruppe“ Jugendliche sind, die Interesse  an der Entdeckung der Neuen Welt und an Forschern wie Alexander von Humboldt haben, so verführt dieser Roman aber auch nichtjugendliche Leser dazu, parallel zu dieser Lektüre oder danach die ausführlichen wissenschaftlichen Beschreibungen des Forschers selbst wie „Die Südamerikareise“ zu studieren.

_________________________________

Claudia Zentgraf: Die Entdeckung der Neuen Welt (2016), ebenfalls von Claudia Zentgraf: Eine Reise um die Welt, hier ist der Hintergrund Georg Forsters „Reise um die Welt“.

 

 

 

Agnes Gramming-Steinland: Biotologe Yann…spricht mit dem Wolf

20160629_164937-1Die zweite Station auf der Reise um die Welt des fünfjährigen Biotologen Yann ist der Regenwald im kanadischen British Columbia. Hier erfährt Yann, dass es auch auf der nördlichen Erdhälfte Regenwälder mit uralten Bäumen und üppiger Vegetation gibt, mit riesigen Schwärmen von Mücken und einer Vielzahl anderer großer und kleiner Tierarten. Während er von einer Fee geführt wird, hat Yann nur ein Ziel: Er möchte die Wölfe in diesem Territorium besuchen und kennenlernen. Die Fee ermöglicht ihm diesen Wunsch und so kommt es zu der Begegnung von dem kleinen Forscher mit den Wölfen.

Eine Geschichte, in der eine Fee einen kleinen Jungen durch den Regenwald führt, und Yann, der dann mit den Wölfen spricht: Dies ist eine Geschichte vornehmlich für Kinder im Vorschulalter und in den ersten Klassen der Grundschule. Sie erfahren darin, wie es in einem Regenwald aussieht, der sich auf der nördlichen Erdhälfte auf der Höhe von Dänemark und Deutschland befindet. Und dann gibt es dort auch noch Wölfe. In ihrer gewohnten Umgebung und fernab von Menschen können sie in Kanada viel freier leben als im dichtbesiedelten Mitteleuropa und das erkennen wir auch an den herrlichen Bilder in diesem Buch.

Allerdings dauert es eine ganze Weile, bis Yann die Wölfe findet und für mich kommen sie dann  etwas zu kurz in diesem Buch, von dem ich vom Titel her annahm, dass die Wölfe mehr im Mittelpunkt stehen würden. Dass recht wenig über sie zu erfahren ist, ist einerseits enttäuschend. Andererseits habe ich nun eine gute Vorstellung vom Regenwald British Columbias und dem Leben darin – und das ist auch ein ganz tolles Erlebnis.

Zudem gibt es am Ende des Buches ein ausführliches Glossar über British Columbia, mit seiner Geografie, dem Ökosystem, Flora und Fauna, der Gefährdung des Regenwaldes durch intensive Holzwirtschaft mit viel Kahlschlag sowie den spärlichen Maßnahmen zum Schutz dieses Ökosystems Es wurde von Michael Steinland erstellt und das Stichwort „Fauna“ enthält dann doch einiges Wissenswerte über die Wölfe.

Die Fotografien stammen von Jim Gramming und Agnes Gramming-Steinland führt ihren Biotologen Yann durch die Natur zu den Wölfen und hat die Geschichte aufgeschrieben.

Zusammen mit den herrlichen Fotos und dem Glossar fügt sich dieses Abenteuer von Yann zu einem gelungenen „All-Age-Abenteuer- und – Sachbuch“ zusammen.

Erschienen ist die Reihe „Biotologe Yann…“ bei Tlele BooksUnter dem Sticwort Fauna

 

 

Umgesetzte Gedanken eines Architekten: Die neue Synagoge in Mainz

IMG_0267

Das Gebäude soll den jüdisch-liturgischen Begriff Keduscha (קדושה) (deutsch: Segensspruch für „Heiligung“ und „Erhöhung“) körperlich anfassbar reflektieren. Der Kölner Architekt Manuel Herz will mit den fünf hebräischen Buchstaben die fünf Bereiche des jüdischen Zentrums für Gemeindeveranstaltungen, Erwachsenenbildung und als Hebräischschule für schulpflichtige Kinder versinnbildlichen. (Quelle: Wikipedia).

IMG_0269

Der Eingang

IMG_0257

Teil der Fassade, in den Fenstern spiegeln sich Teile der gegenüberliegenden Häuserzeile

IMG_0259

Architektur im Stil des Dekonstruktivismus

IMG_0272

2011 ausgezeichnet mit dem Deutschen Fassadenpreis für hinterlüftete Fassaden

.

IMG_0275

Ein bißchen Farbe davor lockert die dunkelgrüne bis schwarze Fassade auf, die aus glasierten, profilierten und extrudierten Keramik-Elementen besteht

IMG_0254-001

Mainz, Synagogenplatz

Neben dem Wikipedia-Artikel über die Neue Synagoge in Mainz sind folgende Quellen lesenswert:

Neue Synagoge in Mainz

Hochglänzende Terrakotta-Stäbe spielen mit dem Lichteinfall

Manuel Herz

Dekonstruktivsmus

 

 

Waldwandern Hessen – Herausgeber: Hessen-Forst

IMG_060630 Wanderwege mit insgesamt 403 Wanderkilometern – dargestellt auf 32 kleinen Karten – wurden vom Forstmann Wolfgang Seidenschnur in den hessischen Forsten erwandert und in diesem Werk vorgestellt. Neben einer genauen Streckenbeschreibung, deren wichtige Punkte mit ihren GPS-Koordinaten bezeichnet werden, werden Biotope, insbesondere Baum-, Wald- und Gebüschformationen exzellent beschrieben und öffnen den Wanderern die Augen für die Schönheit und auch Bizarres der Natur. Kulturdenkmäler finden dagegen oftmals nur geringe Beachtung. So wird über das Zisterzienserkloster Eberbach wenig mehr erwähnt, als dass es weltberühmt ist. Historische Belange lassen sich noch weniger finden. So vermisse ich bei der Beschreibung der Extratour Wispertalsteig einen Hinweis auf den „Freistaat Flaschenhals“ und einen Verweis auf ein Reichsarbeitslager, beides sichtbar in der Nähe der Laukenmühle.

Fazit: Ein Wanderführer, geschrieben aus der Sicht eines Forstmannes. Für Waldwanderer und Naturfreunde ein idealer Tippgeber. Wer darüber hinaus an kulturellen und historischen Ereignissen und Highlights am Rande der Routen interessiert ist, sollte sich nach weiteren Quellen umschauen.

Erschienen im Peter Meyer Verlag, 2. Auflage, 2016

Agnes Gramming-Steinland: Biotologe Yann…baut mit dem Biber

20160511_123859Elf Abenteuer hat der junge Biotologe Yann bereits in aller Welt erlebt, nun ist er kurz vor der Einschulung zurück in seiner Heimat, der Uckermark, und geht erneut einem Abenteuer entgegen. An von Klimawandel bedrohten Plätzen hat er die von seinen Eltern inszenierten Geschichten erlebt – in der Arktis, am Great Barrier Reef, über der Serengeti und an anderen spektakulären Orten mit exotischen Landschaften, Flora und Fauna (Band 1 bis 11 der Reihe „Biotologe Yann reist um die Welt“). Dieses 12. Abenteuer erscheint auf den ersten Blick wesentlich „bodenständiger“. Zusammen mit einem Biber will er in Brandenburg ein Moor und somit das Nest einer Kranichfamilie retten. Yann ist jemand, der mit den Tieren spricht – und die Tiere sprechen in Versform mit ihm. Und als Biotologe – das ist einer, der die Tiere, Pflanzen und Länder erforscht -, sorgt er bei diesem Abenteuer, dass Sümpfe und Moore nicht zu Lasten der brütenden Kranische trockengelegt werden, denn Kraniche – das weiß Yann – bauen ihr Nest so, dass es von Wasser umgeben ist, damit ihr Nachwuchs vor Fraßfeinden wie Wildschwein und Fuchs geschützt ist.

Auf dem Weg in den Sumpf begegnet Yann vielen Tieren, die mit herrlichen Fotos vorgestellt werden. Dieser real existierende Knirps – vermutlich ist er dem Grundschulalter inzwischen entwachsen – wird begleitet von seinem Bruder Jim Grammling, der die Fotos zu dem Buch beiträgt, die Texte stammen von Mutter Agnes. So erreicht  der kleine Biotologe das Kranichnest und erfährt, in welcher Gefahr die Kranichküken sind, weil das Nest trockengefallen ist. Hilfe findet Yann dann bei einem Biber, mit dem er zusammen den Wasserablauf stoppt, indem die beiden einen  Damm aus Baumstämmen, Zweigen, Moos und Steinen bauen. Das Wasserspiegel steigt, das Kranichnest wird wieder durch Wasser gesichert.

Im Anschluss an dieses inszenierte Abenteuer berichtet Yann Vater – Michael Steinland – in einem Glossar über die Geografie der Uckermark in Brandenburg, die dortige Flora und Fauna, deren Gefährdung durch die zunehmende Industrialisierung der Land- und Forstwirtschaft sowie die Möglichkeiten, dieses Biotop zu schützen.

Das Buch ist für Kinder ab dem Kindergartenalter geeignet, schreibt die Autorin. Ich habe das Abenteuer mit meiner Enkeltochter, einer Zweitklässlerin, gelesen. Sie war begeistert von den Fotos, von der Geschichte um Kraniche und Biber. Besonders die Fotos der Blindschleiche haben sie angesprochen, denn über diese ungiftige Echsenart hatte sie schon viel gehört und gelesen. Und sie war sehr beeindruckt von Yann, würde ihn am liebsten einmal kennenlernen und möchte ein ähnliches „Abenteuer“ erleben (Wir arbeiten daran).

Nach diesem Leseabenteuer mit der Enkelin kann ich bestätigen, dass das Buch für Schüler der ersten Grundschulklassen hervorragend geeignet ist. Es regt zu Gedanken an über die hiesige Natur, wie sie bewahrt werden kann und geschützt werden sollte. Vieles ist von der Uckermark übertragbar auf andere Gegenden, selbst wenn sie wie in unserem Fall im Rhein-Main-Gebiet weitgehend versiegelt sind und sich die Natur überwiegend in Kulturlandschaften zeigt. Es ist ein Buch zur Sensibilisierung der Kinder für die Natur, auch für solche Kinder, die bereits sehr interessiert für die Landschaft mit Flora und Fauna sind.

Erschienen ist dieses großformatige Buch bei TLELE BOOKS

12. Abenteuer der Reihe:

Claudia Zentgraf: Eine Reise um die Welt

 

IMG_0223Das Buch „Reise um die Welt“ des deutschen Naturforschers und Ethnologen Georg Forster ist die Grundlage für den Abenteuerroman „Eine Reise um die Welt“ von Claudia Zentgraf.

Während Forster seine Beobachtungen und die Beschreibung zahlreicher neuer Tier- und Pflanzenarten, die er zusammen mit seinem Vater auf der zweiten Südseereise des Entdeckers und Seefahrers James Cook 1772 bis 1775 gemacht hat, präzise als „gemeinnützige Bemühungen zur Erweiterung menschlicher Kenntnisse“ beschreibt, stehen bei Claudia Zentgraf Fiktion die Abenteuer im Vordergrund, die der zu Beginn der Reise siebzehnjährige Georg Forster zusammen mit dem Leichtmatrosen und Freund Henry an Bord der Resolution erlebt. Aufregend und spannend ist dieser Roman, weil Henry in London erlebt hat, wie sich ein Dieb über seine Beute freute – und dieser Verbrecher hat ebenfalls auf dem Schiff angeheuert. Ziel der beiden ist es, den Dieb zu überführen, damit ihn Captain Cook am nächsten Hafen der Gerichtsbarkeit übergeben kann. Doch das Unterfangen der beiden jungen Leute geht nicht so leicht auf. Dieb Richie ist raffiniert, furchteinflößend und brutal. Georg und Henry gelingt es lange Zeit nicht, das gestohlenes Medaillon bei Richie zu finden. Und die Reise dauert drei Jahre und 18 Tage. So erleben wir zwischendurch immer wieder, wie Forster jun. mit seinem Vater zu Landausflügen aufbricht, Tiere und Pflanzen entdeckt, Sklaven und Eingeborene und neue Länder kennenlernt, kuriose aber auch lebensgefährliche Situationen an Land überstehen muss.

In manchen Szenen hält sich Claudia Zentgraf dicht an die Beschreibungen in Georg Forsters Buch, zum überwiegenden Teil lässt sie aber hierbei ihrer Fantasie freien Lauf. Zentgraf beschreibt die Natur , Flora und Fauna, und das Zusammentreffen mit den Menschen in den fernen Ländern, seien es die Kolonialherren, Sklaven oder „Eingeborenen“ auf eine Weise, wie es auch Forster gemacht haben könnte.

Es macht Spaß, die Abenteuer mitzuerleben. Der Roman kann durchaus das Interesse wecken, den Reisebericht Georg Forsters in die Hand zu nehmen und ihn zu studieren. ————————————————————————–

Eine Reise um die Welt von Claudia Zentgraf ist als E-Book 2016 bei Digital Publishers erschienen

Georg Forsters Reise um die Welt, das ich erwähnt, aus dem ich zitiert habe und das den Hintergrund des Fotos (oben) darstellt, ist in der Reihe „Die andere Bibliothek“ 2007 im Eichborn Verlag erschienen.

Wolfgang Borchert: Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels (illustriert von Birgit Schössow)

schyschiphuschSchischypusch ischt mit Schischerheit eine der bekannteschten Figuren der deutschen Nachkrieschliteratur. Schischyphusch ischt meine Lieblingserschählung.

Deshalb freue ich mich sehr, dass der Atlantik Verlag dieses Kleinod von Wolfgang Borchert als Buch mit herrlichen Illustrationen von Birgit Schössow herausgegeben hat. Die Bilder passen sich gut in die Handlung ein. Mit dezenten Farben ist es Birgit Schössow gelungen, ein ideales Gleichgewicht zu Wolfgang Borcherts Worten zu finden.


 

Der lispelnde Kellner mit Spitznamen Schischyphusch ist eine tragische Figur, oft gedemütigt, verängstigt. Durch den Sprachfehler wird er oft zum Gespött seiner Umgebung. In dieser Geschichte trifft er auf einen selbstbewussten Kriegsversehrten, der im Krieg durch einen Kieferdurchschuss einen Teil seiner Zunge verloren hat und deshalb ähnlich spricht. S, z und tz werden zum sch – wie beim Kellner. Welches Missverständnis sich daraus ergibt, erzählt ein kleiner Junge, der mit Mutter und dem lispelnden Onkel das Gartenlokal besucht, in dem der Kellner arbeitet. Doch das Missverständnis wird im Laufe der Erzählung geklärt und es wird Verständnis und gar Freundschaft daraus.

© Birgit Schössow_Schischyphusch (4)

© Birgit Schössow

Es ist eine der wenigen lustigen Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert und vielen von uns bekannt aus dem 1956 erschienen rororo-Taschenbuch „Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen“.

Generationen von Schülern haben seitdem die Geschichte gelesen oder von begeisterten Lehrern mit Enthusiasmus und der entsprechenden (oftmals feuchten) Aussprache vorgetragen bekommen. Die „Performance“ meines Lehrers werde ich nie vergessen.

Der Inhalt – Für diejenigen, die diese Geschichte doch noch nicht kennen :

Ein kleiner Junge geht mit Mutter und Onkel, der im 1. Weltkrieg ein Bein verloren hat und wegen eines Schusses in die Zunge lispelt, in ein Gartenlokal. Dort werden sie von einem ebenfalls lispelnden Kellner bedient.

Zunächst denken beide, dass sich jeder über den Sprachfehler des anderen lustig machen will. Dabei steht der kleine, verzweifelte und sein Leben lang wegen des Lispelns gedemütigte Kellner dem vor Lebensfreude strotzenden Onkel des erzählenden Jungen gegenüber. Das Missverständnis wird schließlich aufgeklärt und vor den Augen und Ohren der 300 Besucher des Gartenlokals genießen die beiden Lispler einige Schnäpse und brechen dabei in ein anhaltendes Lachen aus. Der Onkel schallend, wie es so seine Art ist, der Kellner so ausgiebig wie wohl noch nie in seinem Leben., wobei er ständig und laut “Schischyphusch” ruft.

Der Onkel beendet das Gelächter der beiden abrupt, indem er den Kellner fragt, was es mit dem “Schischyphusch” auf sich hätte. Der Kellner erklärt, dass das sein Spitzname seit der Schulzeit sei, den ihm die Klassenkameraden verpaßt hätten, weil er den Namen des Sisyphus nicht richtig aussprechen konnte.

© Birgit Schössow_Schischyphusch (7)

© Birgit Schössow

Diese Erklärung beschämt den Onkel und er bezahlt mit einem großen Schein, ohne das Wechselgeld zurückzufordern und verlässt das Lokal mit dem Jungen und dessen Mutter. Dem Jungen tut der Kellner leid. Als er sich noch einmal umdreht, sieht er den Kellner weinen. Er sagt seinem Onkel, was er gerade gesehen hat. darauf hin dreht sich der Onkel, der ebenfalls ein paar Tränen in den Augen hat, zum Kellner herum und ruft ihm zu, dass er am nächsten Sonntag wieder kommen werde.

Schischyphusch, mein alter Bekannter. Ein weiterer Post zum Thema