Briefmarken sammeln – Ein Hobby von gestern

IMG_5607-001Briefmarken zu sammeln war zu meiner Schulzeit ein beliebtes Hobby. Etliche Freunde taten es, viele Nachmittage wurden mit Sammeln und Tauschen verbracht. Aber das ist lange her.

Irgendwann kamen wir auf die Idee, unsere Enkelin würde vielleicht einmal Gefallen an Briefmarken finden oder wir könnten ihr von früher erzählen, als Briefe und Postkarten noch geschrieben, frankiert, in Briefkästen geworfen und letzlich vom Briefträger zugestellt wurden. Wir sammelten deshalb diese kleinen gezahnten Dinger aus der Zeit steinzeitlicher Kommunikationstechnik. Es gibt sie zwar inzwischen noch immer, aber immer seltener.

Kürzlich fand Enkelin J. die Kiste mit unseren Schätzen und fragte, was man damit denn noch anfangen könne.

Briefmarken sammeln.

Zu unserem Erstaunen war sie von der Idee begeistert und jetzt war es so weit.

J. macht eine Woche Ferien bei uns. Wir hatten bereits ein Briefmarkenalbum online eingekauft – in Kaufhäusern findet man sie nicht mehr, einen Briefmarkenhändler -auch so ein aussterbender Beruf – fanden wir in unserer Gegend nicht mehr.

Dann ging es los:

Briefmarken ins Wasser legen, später ablösen

Briefmarken ins Wasser legen, später ablösen

Auf Küchenpapier trocknen

Auf Küchenpapier trocknen

Nach Serien oder Erscheinungsdatum oder Motiven oder ganz anders Ordnen

Nach Serien oder Erscheinungsdatum oder Motiven oder ganz anders Ordnen

Und sich schließlich über die Sammlung freuen. Dabei sinniert die Siebenjährige, als wir uns die Briefmarke mit dem Berliner Schloss Bellevue anschauen und ihr erzählen, wer dort wohnt. „Ach,“ sagt sie dann, „der hat doch meine Ehrenurkunde von den Bundesjugendspielen unterschrieben.“ Und über die Blüten, die Naturdenkmäler, Leuchttürmen, Fachwerkhäuser und was noch so alles einsortiert wurde freuen wir uns auch.

Immer wieder nach den Ferien der Aufsatz: „Mein schönstes Ferienerlebnis“ – Handgeschriebenes

Es hat sich nicht alles geändert seit meiner Schulzeit – und die ist schon verdammt lang her.

Egal wie die Aufgabenstellung im Deutschunterricht lautet(e), „Mein schönstes Ferienerlebnis“ oder die Ansage: „Schreibt mal einen Aufsatz, was ihr in den Ferien getan habt“. Ich hab’s vor 60 Jahren getan, nun war es Hausaufgabe für J., die Enkeltochter. Zugleich war es ihr erster Aufsatz. J. geht in die 1. Klasse. Und dafür hat sie die Aufgabe sehr gut erfüllt. Ich bin stolz auf sie!

P1020259

Der von mir noch erhaltene Aufsatz zum Thema Ferien ist fast 60 Jahre alt. Damals war ich allerdings schon Schüler der 5. Klasse. Ich war dabei, beim Schlachtefest

 

Kęstutis Kasparavičius: Familie Bär auf großer Weihnachtsfahrt – Mit Versen von Paul Maar

P1010919Jede Menge „Weihnachtsbücher“ liegen zur Zeit wieder auf den Tischen in Buchhandlungen, werden in Prospekten angeboten. Nicht mehr dabei ist dieses herrliche – aber im Netz noch angebotene –  Bilderbuch von Kęstutis Kasparavičius mit den Versen von Paul Maar. In diesem Jahr habe ich es wieder aus dem Regal geholt und Enkelin J. vorgelesen.

Es ist die Geschichte einer Bärenfamilie, die ihr Braunbärenhaus ganz fest an einen Heißluftballon bindet und so Verwandte auf allen Kontinenten und sogar im Sternenhimmel besucht. Überall dort verteilen sie zu Weihnachten Geschenke im Auftrag des Weihnachtsmanns.

Familie Bär fährt mit dem Ballon zu den Eisbären, Waschbären, Btillen-, Koala- und Lippenbären, zu Pandabären, Kragenbären und schließlich zu Teddybären sowie zu den Sternenbären im Sternbild „Großer Bär“, bevor sie selbst wieder zu Hause landet und Weihnachten feiert.

Jedesmal ist es ein großer Spaß, die einzelnen Stationen der Reise im Bild zu betrachten, auch wenn nicht immer alles logisch ist und die Texte beim Vorlesen recht holprig klingen. Eine Herausvorderung für den Vorleser, aber auch ein Spaßß für ihn und die Zuhörerin!

 

Zur Einschulung gab’s das Keks-Kuchen-Lineal – Kalte Schnauze mit Skalierung

P1010742Neben einer Schultüte – auch Zuckertüte genannt -, gab’s für J. zur Einschulung ein besonderes Lineal: Ein Keks-Kuchen-Lineal mit Skalierung, M 10:1. Ich kenne diesen Kuchen (ohne Verzierung), der nach einem Rezept in Dr. Oetkers Backbuch mit Leibniz Keks, dunker und heller Kuvertüre, Palmin und Sahne hergestellt wurde, als Kalte Schnauze oder Kalten Hund. Er ist einer meiner Lieblingskuchen!

Der Ernst des Lebens

P1010540Enkelin J. ist kürzlich sechs Jahre alt geworden. In wenigen Wochen kommt sie zur Schule und dann beginnt er: Der Ernst des Lebens!

Das sagt man so zu den Kleinen, die immer größer werden, wenn – schwups –  das Baby- und Kleinkindalter vorbei ist.

Der Ernst des Lebens beginnt. Für unsere Kinder und Enkelkinder recht moderat mit dem Schulbesuch, während anderswo dieser Ernst bereits früher mit Arbeit begonnen hat.

Das kleine Büchlein „Der Ernst des Lebens“ bereitet seit den 70er Jahren die künftigen Schüler auf ihre neuen Aufgaben und Pflichten auf vergnügliche, altersgerechte Weise vor.

P1010542

Für die Kinder ist die Frage, „Was“ dieser noch unbekannte, rätselhafte Ernst ist. Sie erhalten jedoch eine Antwort auf die Frage „Wer“. Sie  erfahren, dass das wohl gar nicht so Ernst ist mit dem Ernst – und das ist doch toll. Ein blöder Spruch – weil er vielen Angst macht -, der von Eltern, Geschwistern, anderen Verwandten oder Freunden sicher meist unbedacht wie Drohung oder Mahnung ausgesprochen wird. Es verändert sich etwas im Leben der Kinder, ganz erheblich sogar, doch kein Grund, den künftigen Schülern Angst zu machen!

Sabine Jörg (Text) Und Ingrid Kellner (Illustration) haben dieses Thema so faszinierend dagestellt, dass es seit vielen Jahren fast „Pflicht-(Vorlese)-Lektüre“ für Eltern von künftigen Schülern und deren Sprößlinge ist.

 

Ene Besuch im Opel-Zoo in Kronberg

Jungbulle Tamo

Jungbulle Tamo

Ene Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh,
Nä wat is dat schön, nä, wat es dat schön.

Da würde Willy Millowitsch mit Freude sein Liedchen trällern, wenn er jetzt hierher in den Kronberger Opel-Zoo kommen könnte:
Das Elefantenhaus und das Freigehege für die drei alten Elefanten-Tanten und Jungbullen Tamo ist seit einem Jahr fertigestellt. Das Haus ist sehr geräumig, die Außenanlage mit 7.700 m² erscheint riesengroß. Angemessen für die Dickhäuter.

Rothschild-Giraffe, 3 Monate alt

Rothschild-Giraffe, 3 Monate alt

Zusammen mit dem großzügigen Savannengehege für Giraffen, Zebras, Impalas und Gnus sowie der begehbaren Voliere mit Störchen, Ibissen, Fasanen und anderen Vogelarten ist die Elefantenanlage für mich das Highlight des Zoos.
Für die kleine Enkeltochter sind Streichelzoo, Pony- und Kamelreiten und die Spielplätze natürlich mindestens genauso interessant.
Jetzt ist nur zu hoffen, dass auch das Flusspferd eine nettere Umgebung erhält und sich für einen Neubau einer Anlage genügend Spender finden.

Jede Menge Streichelschafe, -ziegen und -esel

Jede Menge Streichelschafe, -ziegen und -esel

Denn der große Unterschied zum Frankfurter Zoo und anderen städtischen Zoologischen Gärten wird der Opel-Zoo nicht regelmäßig mit Öffentlichen Mittel subventioniert. Das mag auch der Grund sein, weshalb die Eintrittspreise über denen des Frankfurter Zoos liegen, trotzdem zieht es uns hierher und nicht zwischen die beengte Tierhaltung in Frankfurt. Zudem stehen jede Menge kostenfreie Parkplätze zur Verfügung – und das kompensiert schon die Differenz bei den Eintrittspreisen.
Zwar ist die Artenvielfalt nicht so riesig, aber neben heimischen Tierarten sind auch genügend Exoten anzuschauen.

Gepard hinter Glas

Gepard hinter Glas

Bei den Exoten erwähnenswert: Geparden, von denen einer in nur 20 cm Entfernung der Besucher hinter einer Glasscheibe Siesta hält. Und in der Voliere, die Schwarzstörche, die sich nicht dazu bringen ließen, sich fotogen zu prädentieren. Fotogen dagenen der Königsfasanen-Hahn (Syrmaticus reevesii), den wir uns in der Voliere bis auf wenige Zentimeter nähern konnten.

Ein gelungener Ausflug für die ganze Familie. Übrigens: Pommes mit Ketchup und/oder Majo gibt’s da auch – und das zu zivilen Preisen. Wo? Na klar! In der Nähe der Spielplätze!

Königsfasan (Syrmaticus reevesii)

Königsfasan (Syrmaticus reevesii)

linsen, lunsen, luschern

P1000951„Nicht lunsen, Großvater!“ sagt Enkeltochter (abgekürzt: ET) zu mir, als wir Schwarzer Peter spielen. Mache ich auch nicht. Grundsätzlich nicht. Es gehört zum Ehrenkodex bei Kartenspielern, dass man nicht l……

NEIN! Das heißt „linsen“, jedenfalls für mich. NIE hatte ich einen anderen Begriff dafür gehört. Na ja, kiebitzen vielleicht, aber das ist etwas anderes. Da guckt einer, der nicht mitspielt, den Skatbrüdern über die Schulter.

Aber ET sagt „lunsen“. Jeder Versuch, ihr ein I aus dem U zu machen, scheitert. Ihr Vater würde das so sagen und das wäre richtig. Ich resigniere, der Schwiegersohn kommt aus einer 200 km entfernten Gegend. Ich bezeichne es mal als Lunser-Land.

Nun gestern das: Da bietet mir jemand an, mich in einen Newsletter-Verteiler aufzunehmen, damit ich immer über Neuheiten, die mich sehr interessieren, informiert werde, und schreibt mir, dass ich ja schon mal auf der Homepage der Firma luschern könne, um mir sofort die neuen Produkte anzusehen. Das Luscher-Land liegt übrigens auch 200 km entfernt von meiner Linser-Heimat, allerdings in der anderen Richtung.

„linsen“, „lunsen“, „luschern“, dazu noch „kiebitzen“, da gibt’s doch bestimmt noch mehr.

Wie nennt ihr das – und wo?

______________________________________________________________________________

Linser-Land: Braunschweig, südliches Niedersachsen, Ostwestfalen

Lunser-Land: Thüringen, Sachsen

Luscher-Land: Hamburg bis Kiel

Lünker-Land: Niederrhein

Lubbern-Lubschen-Land: Rhein-Main-Gebiet

Spechten-Land: Allgäu

Lauern-Spinxen-Land: Köln

Schmulen-Land: Bad Ems

Spickeln-Land: zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven

Illern-Land: Erzgebirge

????????-Land: München ( ein weißer Fleck in meiner Landkarte – bin bisher noch nicht auf einen Eingeborenen gestoßen)

Ich würde gern Maxi sein

Neulich wurde ich gefragt: Welche Figur in einem Buch würdest gerne mal sein und warum?*

Meine Antwort ist einfach: Ich würde gern Maxi sein.

Nicht Goethes Faust, dann könnt‘ ich zwar sagen:

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!

Aber das wäre wirklich nicht erstrebenswert und einen Pakt mit dem Teufel würde ich gar nicht schließen wollen.

Der Held des Shakespeare’schen Ränkespiels Heinrich VIII. möchte ich auch nicht sein, nicht Blechtrommler Oskar, obwohl Trommeln und Schreien können, tät‘ ich gern. Und ein Leben als Simplicius Simplicissimus wäre mir zu anstrengend. Und wie Oblomow lebe ich schon weitgehend in der realen Welt. Als Graf von Monte Christo hätte ich zwar einen schillernden Namen, ein so abenteuerliches Leben würde mein Herz nicht mitmachen. Tarzan zwar mit Jane, aber ohne e-Reader: auf die Dauer zu langweilig. Felix Krull, in diese Haut wäre ich gern vor 50 Jahren geschlüpft, heute nicht mehr. Winnetou kommt mir da noch in den Sinn – oder sollte ich mich lieber für Old Shatterhand entscheiden? Dann lieber für keinen von beiden. Sherlock Holmes oder Lord Peter Wimsey, das wäre vorstellbar, aber ich lebe lieber in der Gegenwart. Dann kommen auch Protagonisten aus dem Mega-Plot nicht in Frage: Gott und Jesus. Von dem einen weiß ich eh nicht, wie er aussieht und das irdische Ende des anderen möchte ich nicht am eigenen Leib verspüren.

Vielleicht würde ich gern eine Frau sein? Scarlett O’Hara oder Miss Marple – zu schön oder zu schrumpelig. Heidi wäre auch eine Wahl, aber immer im Ziegengestank rumlaufen? Nee.

Also bleibt’s dabei:

Ich würde gerne Maxi sein

weil

Maxi weiß alles**

Exif_JPEG_PICTUREMaxi weiß einfach alles.

Er hat die beste Nase der Welt!

Maxi weiß, was Jakobs Mutter zum Mittagessen kocht.

Maxi weiß auch, wo der Maulwurf sitzt.

Maxi weiß, wann Jakob aus der Schule kommt.

Er riecht ihn schon von weitem

und er weiß, daß Jakob Bingo gestreichelt hat.

Und wenn sich Maxi verlaufen hat,

ist es gut, daß Maxi eine so feine Nase hat.

Er findet den Weg zurück nach Haus.

Wenn er dann dort eingetroffen ist, bekommt er noch einen Knochen von Jakob.

Maxi ist ein glücklicher Hund. Versteht ihr jetzt, warum ich gern Maxi sein würde, nicht der Super-Protagonist in einem angesagten Plot?

____________________________________________________________________

* Danke an JuKa Satzschmiede für diese Frage

**  Maxi weiß alles, Pixi-Buch 292, von A. Constant, erschienen 1980. In den frühen 80ern meinen Kindern vorgelesen, heute schwärmt die Enkeltochter von Maxi – und ich selbstverständlich auch